Performance und Lichtinstallation
Johanneskirche Saarbrücken, 1999
im Rahmen der Ausstellung „10 Jahre Medienkunst an der HBKsaar”
Performance: Walli Höfinger
Support: Harald Söther
Kupferrohrglocken live: Joachim Darmer
Kamera: Martin Luckert, Klaudia Stoll
Fotos: Martin Luckert, Dietlinde Stroh, Christa Werner-Geiselhofer
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hängen - bleiben - aushalten - den Impuls des Davonlaufens durchlassen - hiersein - nachfühlen - still sein - präsent bleiben - weitergehen in die Spannung - anhalten - solange bis sie sich von selbst löst - der Zustand wird zum Prozess, der sich in meinem Körper spiegelt
Auf dem Boden ist ein „Lichtteppich” aus 10 Neonröhren installiert. Während ich das Seil hochklettere, sind immer lauter werdende galoppierende Pferde zu hören, die verstummen, sobald ich oben an- und zur Ruhe gekommen bin. Ich hänge etwa in 8 Meter Höhe und setze mich für eine halbe Stunde dem Zustand des Hängens aus und gehe den Körperbewegungen nach, die sich in diesem Zustand entwickeln. In dieser Phase sind leise zirpende Grillen und live gespielte Kupferrohrglocken zu hören, die unmerklich in eine totale Stille übergehen. Ein leises Klirren bricht die Stille und leitet das Ende der Performance ein. Ich klettere nach oben aus dem Raum. Kurz bevor ich die Decke erreiche und nach oben verschwinde, sind noch einmal die Pferde zu hören, die gleichzeitig das Ende der Performance signalisieren. Der Anlass Die Einladung von Prof. Ulrike Rosenbach, eine Performance anlässlich der von ihr kuratierten Ausstellung „10 Jahre Medienkunst an der HBKsaar” zu gestalten, inspirierte mich, die bereits einmal realisierte Hängeperformance (Wasserwerk Scheidt, 1997) für die Johanneskirche zu adaptieren und zu erweitern. Der Raum Die Johanneskirche Saarbrücken ist ein großer hoher Raum, der durch seine neugotische Architektur nach oben strebt, also von sich aus den Luftraum betont. Von der Einrichtung sehr reduziert und klar belassen, bietet die Johanneskirche Freiraum, um visuelle oder akkustische Ereignisse kontemplativ auf sich wirken zu lassen. Am Kreuzungspunkt des Kirchenschiffes mit der Apsis ist in 17 Meter Höhe im Gewölbe ein kreisrunder Durchgang in den Dachstuhl, der nicht nur die Aufhängung der Seilschaft für die Performance ermöglicht, sondern auch einen Durchgang nach oben (durch die Decke) während der Performance, was räumlich eine absolute Besonderheit darstellt. Mit 17 Metern Höhe war dieser Raum eine absolute Herausforderung persönlicher und künstlerischer Natur. Abgesehen von der Entwicklung des Mutes, den Raum ganzkörperlich zu erforschen, stellte sich heraus, dass das Arbeiten in so großer Höhe tatsächlich die innere Konzentration und Aufmerksamkeit extrem erhöht und dadurch während der Performance eine ganz besondere Spannung und Transparenz entstand. Die roten Glasfenster der Apsis wurden während der Performance von außen beleuchtet, um die Transparenz des Raumes zu erhalten und rote Lichtreflexionen an der Decke zu erzeugen.
Dank an: Prof. Ulrike Rosenbach/HBK Saar, Jörg Metzinger/Projekt Johanneskirche
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